Als Kind in die Ehe? Das soll sich ändern!

Dass zwei von drei Mädchen verheiratet werden, bevor sie ihren 18. Geburtstag erreichen, das soll sich ändern! Im patriarchalisch geprägten Nordindien eine große Herausforderung.

Elvira Greiner, 1. Vorsitzende der ANDHERI HILFE, hat im Februar die Bundelkhand-Region im Grenzgebiet der Bundesstaaten Madhya Pradesh und Uttar Pradesh besucht, hat den Menschen zugehört, hat viele Eindrücke gewonnen in Dörfern, in denen die ANDHERI HILFE bereits aktiv ist - und in anderen. Die Zahl der Kinderheiraten ist hier extrem hoch. Tief verwurzelte Traditionen spielen ebenso eine Rolle wie mancher Aberglaube. Doch es ist vor allem die finanzielle Situation, die viele arme Familien dazu treibt, ihre Töchter möglichst früh zu verheiraten. Die Braut verlässt nach der Hochzeit das Elternhaus und muss nicht weiter versorgt werden. Ohnedies investiert man besser in die Söhne, denn sie sind die einzige „Alterssicherung“.

Die negativen Folgen einer Kinderheirat sind jedoch vielfältig: Die meisten Mädchen müssen wie Dienstmägde für die Schwiegereltern schuften, an Schule ist nicht mehr zu denken. Viele werden schon bald schwanger, obwohl sie körperlich noch nicht voll ausgereift sind. So kommt es oftmals zu lebenslangen gesundheitlichen Schäden für die jungen Mütter und ihre Kinder.

Schule statt Ehe

Mit ihrer Partnerorganisation Arunodaya Sansthan hat die ANDHERI HILFE in 15 Dörfern im Mahoba Distrikt, dem allerärmsten Teil der Bundelkhand Region, so erfolgreich zusammengearbeitet, dass die Dorfbewohner Elvira Greiner voller Stolz sagten: „Wir brauchen Eure Hilfe jetzt nicht mehr! Wir gehen unseren Entwicklungsweg jetzt eigenständig weiter. Unsere einzige Bitte: Gebt den Menschen in anderen Dörfern eine ähnliche Starthilfe!“

Nun hat sich das Presbyterium entschlossen, genau das zu tun. Auf Vorschlag von Martina Brüßel, die im letzten Jahr selbst Hilfsprojekte der ANDHERI HILFE besucht hatte, wollen wir die mit der KulturTeilZeit von Karin und Tono Wissing angestoßene Zusammenarbeit ausweiten und über das Kulturprojekt hinaus Freude teilen mit Menschen im weit entfernten Indien.

Bagaura ist eines davon. Mit 4.404 Einwohnern ist es nur knapp halb so groß wie Holzlar. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung zählt zu den untersten Gesellschaftsschichten, jeder dritte zu den sogenannten „Unberührbaren“. Das bedeutet für uns unvorstellbare Diskriminierung von der Wiege bis zur Bahre. Nicht einmal Wasser aus dem Dorfbrunnen dürfen diese Menschen schöpfen. Die gravierende Benachteiligung spiegelt sich auch in der wirtschaftlichen Situation wieder: Ein Großteil der 707 Familien ist von der Landwirtschaft abhängig, doch die kleinen Parzellen der armen Familien reichen bei weitem nicht, um genügend zum Überleben zu produzieren. So migrieren 550 Männer und 400 Frauen regelmäßig, um in anderen Bundesstaaten Arbeit zu suchen. Zurück bleiben Kinder und alte Menschen. Kein Wunder, dass von den 210 Kindern zwischen 6 und 14 Jahren nur gut die Hälfte zur Schule gehen. Die anderen arbeiten vielfach schon - oder Mädchen sind bereits verheiratet. In der Mittelschule finden sich schon nur noch 49 Jungen und 23 Mädchen. Dass selbst im Kindergarten nur 87 Mädchen angemeldet sind (im Gegensatz zu 122 Jungen) lässt ahnen, dass selektive Abtreibung weiblicher Föten und Benachteiligung der Mädchen von Geburt an zur Lebensrealität gehören.

Was wir gemeinsam vorhaben

Bagaura: Noch ist es für uns nicht viel mehr als ein Name. Aber im kommenden Februar werden Vertreterinnen unserer Gemeinde Elvira Greiner nach Indien begleiten - auch nach Bagaura. So wird die Verbindung von Mensch zu Mensch Schritt für Schritt vertieft. Das wird uns hier in Holzlar bewegen - im Herzen und zum Tun! Und was unsere Beziehung für die Menschen in Bagaura und den Nachbardörfern bedeutet, das können wir heute noch nur ahnen. Die finanzielle Förderung ist wichtig - und die menschliche Zuwendung nicht minder. Wenn auch hier die Menschen einmal an den Punkt kommen, dass sie sagen: „Danke, wir schaffen es jetzt alleine!“, dann dürfen sie zu recht stolz sein - und wir hier in unserer Gemeinde ebenso!

Bis dahin liegt ein weiter Weg vor uns: Mit 1.270 Euro können wir den Einstieg in eine umfassende Entwicklung in einem Dorf finanzieren. Die ersten Spenden konnten wir bereits überweisen. Lassen Sie uns gemeinsam weitermachen!

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