Wie nimmt Jesus uns an?

„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, zu Gottes Lob.“ So die Jahreslosung aus dem Römerbrief.
Unser Verhalten, unser Umgang mit anderen soll sich also an seinem Verhalten orientieren. Doch wie genau nimmt Jesus uns an?
Es gibt eine Geschichte aus seinem Leben, die viel darüber verrät.

Es ist die Erzählung von seiner Begegnung mit der Ehebrecherin im 8. Kapitel des Johannes-Evangeliums. Die Ehebrecherin war auf frischer Tat ertappt worden und sollte gesteinigt werden. Jesus hält den Anklägern entgegen: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“ Niemand wirft, einer nach dem anderen zieht ab. Schließlich sind nur noch die beiden übrig, die Ehebrecherin und Jesus.

Malen wir die Szene ein wenig aus, weil der Text nur sehr wenig Details gibt.
Weiß die Frau, mit wem sie es hier zu tun hat? In jedem Fall wird sie große Dankbarkeit darüber empfunden haben, soeben aus Todesgefahr gerettet worden zu sein.
Und möglicherweise war sie auch verwirrt. Wie ist das möglich, dass dieser Mann eine ganze aufgebrachte Menge in Schach hält – und das nur mit einem einzigen Satz?
Ist das gerade wirklich passiert? „Wo sind sie alle hin?
Hat dich keiner verdammt?“ fragt Jesus. „Niemand, Herr!“ „So verdamme ich dich auch nicht. Geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“

Eine erklärungsbedürftige Ansage Jesu.
Ist es für die Frau überhaupt möglich, nicht mehr zu sündigen? Jesus hatte doch gerade erst die dramatische Situation dadurch entschärft, dass er den Anklägern den Spiegel vorgehalten hatte: Wer von euch ist ohne Sünde?
Das heißt doch mit anderen Worten: Jeder Mensch sündigt, es geht nicht anders. Und nun gibt er der Ehebrecherin genau diese Worte mit. Ein Widerspruch?

Nein, kein Widerspruch. Aber die Annahme Jesu ist nichts, was sich nur auf einer Seite beschreiben lässt. Gottes Freispruch und unser Mitwirken gehören zusammen.
Sein Ja zu uns will unser Ja zu ihm und seinem Gebot. Seine Annahme will uns in Bewegung setzen. Und so erfährt die Ehebrecherin eine Art neuer Geburt an diesem Tag.
Sie darf leben, weil er sie aus Todesgefahr gerettet hat.
Diese Dankbarkeit im Herzen wird ihr Leben verändern.
Sascha Decker                                                                                        zurück zum Menü NACHGEDACHT

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