Gotteshäuser Zufluchtsorte?

Rolf Kalhöfer

Menschen auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Terror, vertrieben aus ihren Häusern und Wohnungen.
Die Not von Millionen von Menschen, die nicht wissen, wo sie Zuflucht finden, erinnert die Älteren unter uns an ihre leidvollen Erfahrungen vor 70 Jahren:
Alles Hab und Gut verloren, viele von ihnen  wurden mit dem Tod bedroht, Frauen wurden vergewaltigt, Kindern ihre Eltern weggenommen. Traumatische Erlebnisse, die zum Teil bis heute nicht aufgearbeitet sind.

 
Behüte mich
wie einen Augapfel im Auge, beschirme mich unter
dem Schatten deiner Flügel vor den Gottlosen,
die mir Gewalt antun, vor meinen Feinden, die mir von allen Seiten
nach dem Leben trachten. Psalm 17,8f.

In der Bundesrepublik wurde das Leiden der aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen vielfach entweder verschwiegen oder durch revanchistische Kräfte instrumentalisiert.
Ressentiments gegen Menschen, die bei uns heute Zuflucht suchen, rühren zum Teil daher.

In diesen Monaten suchen vor allem Menschen aus Syrien und dem Irak Zuflucht in anderen Ländern, weil sie als Christen, Jesiden oder andersgläubige Moslems aus ihren Heimatländern vertrieben werden.

Wie köstlich
ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
Psalm 36,8

Viel wird getan, um wenigstens einige zehntausend von ihnen bei uns in Deutschland aufzunehmen. Noch viel mehr wäre nötig.

Aber auch in unserem Land selbst müssen Menschen aus Angst fliehen. Kindern und Frauen, in geringem Umfang auch Männer, wird Gewalt angetan, Kinder werden missbraucht, Frauen geschlagen und vergewaltigt.
Gut, dass es Frauenhäuser gibt, wo sie Zuflucht finden können, wenn auch die Plätze nicht annähernd ausreichen.

Menschen sind auf der Flucht und suchen Zuflucht. Auch die Bibel ist voller Fluchtgeschichten (mehr dazu auf Seite 24).

Den meisten von uns sind solche Fluchterfahrungen erspart geblieben.  Wir  haben  das  (unverdiente) Privileg, in der Heimat leben zu können.
Flucht in einem übertragenen Sinne ist vielen von uns jedoch nicht unbekannt:
Einige von uns laufen weg vor Aufgaben, die angepackt werden müssten, andere fliehen vor sich selbst, indem sie sich beispielsweise mit Medikamenten, Alkohol oder anderen Drogen betäuben.
Wie können wir erkennen, wo wir in diesem Sinne auf der Flucht vor uns selbst sind? Und wie könnte es uns gelingen, umzukehren und uns der Realität zu stellen?

Gotteshäuser waren schon immer Zufluchtsorte.
Die Psalmworte, die hier abgedruckt sind, laden zum Gebet ein, alleine und mit anderen zusammen.
Unsere Kirchen sind Orte, in denen wir spüren können:
Hier bin ich zuhause.

Mögen Sie, liebe Gemeindeglieder, auch in diesem Jahr die Erfahrung machen:
Herr, du bist unsre Zuflucht für und für.
(Psalm90,1)

Rolf Kalhöfer zurück zum Menü NACHGEDACHT

Zurück