Der Orgelbauer zur Orgel
Zitat aus der Festschrift
„Bei unserer ersten Raumbesichtigung im Mai 1990 wurde bereits deutlich, daß der früher vom Architekten vorgesehene seitliche Orgelstellplatz auch für die anfängliche Orgelgröße mit nur 13 Registern nicht ausreichen würde. Unter Berücksichtigung der akustischen Verhältnisse mußte außerdem ein Orgelstandort gewählt werden, von dem aus eine weitreichende Klangabstrahlung in den zu besonderen Anlässen geöffneten angrenzenden Gemeinderaum möglich ist. Dies berücksichtigend, konzentrierten sich schließlich alle Überlegungen auf den jetzigen Standort, vorn im Angesicht der Gemeinde.
Fragen taten sich auf: Wie würde eine Orgel dort wirken? Erscheint sie zu klobig, würde sie die Prinzipalien optisch zu sehr bedrängen? Mehrere anfängliche Gestaltungsideen mit klassisch-symmetrischer Anordnung der Prospektpfeifen und auch separiertem Spieltisch konnten nicht überzeugen.
Im Fortgang der Projektierung war schließlich der Wunsch nach drei weiteren Registern und einer dynamischen Schwellbarkeit des zweiten Manuals zu berücksichtigen, so daß sich nun eine Eckstellung der Orgel anbot, die dem Orgelbauer bei aller Platzersparnis den nötigen Freiraum ermöglichte. Trotz ihrer asymmetrischen Lebendigkeit sorgt die äußere Gestaltung für Ruhe und Ausgewogenheit und läßt den Werkaufbau erkennen. Über den Klaviaturen sind die Pfeifen des Hauptwerkes, in der Ecke die des Schwellwerkes und rechts neben dem Organisten die Pedalpfeifen untergebracht.
Das gesamte Orgelgehäuse und das Rankenwerk der Prospektschleier wurden aus massivem Eichenholz gefertigt und in Abstimmung mit dem Interieur des Raumes naturbelassen gewachst. Das Orgelgehäuse ist der integrierte Bestandteil der zweimanualigen Schleifladenorgel mit 16 selbständigen Registern. Durch Registerauszüge aus den gemischten Stimmen wird die Klangpalette um weitere drei Register vorteilhaft erweitert.
Die Register sind auf zwei Manualwerke und das Pedalwerk verteilt. Die Spiel- und Registertraktur ist rein mechanisch angelegt. Dies ermöglicht die direkteste Verbindung von den Tasten zu den Spielventilen und Registereinschaltungen in den Schleifladen, also den Kästen, auf denen die Orgelpfeifen stehen.
Bis auf das Schwellwerk mit beweglichen Jalousien, die eine Lautstärkeregelung ermöglichen, haben alle Werke klingende Pfeifen im Prospekt, der Schauseite der Orgel. Die Metallpfeifen sind aus einer Zinn-Blei-Legierung hergestellt, aus klanglichen Gründen mit unterschiedlicher Legierung. Diejenigen Pfeifen, die des Klanges wegen aus Holz gefertigt wurden, sind aus Kiefern- und Eichenholz, die kleineren aus Birnbaum. Als optisches und klangliches Glanzlicht ist an höchster Stelle ein Zimbelstern mit den Glöckchen „c e f g a h“ angebracht.
Alles das und noch vieles mehr war notwendig, damit letztlich der Intonateur aus den gewählten Mensuren ein klangtypisches, charakteristisches und verschmelzungsfähiges Klangbild gestalten konnte.
Unsere guten Wünsche begleiten das Werk. Möge es recht lange zum Lobe Gottes und zur Freude und Erbauung der Gemeinde dienen.“
Armin Zuckerriedel, Orgelbaumeister