Nun singet und seid froh

Foto: Oliver Höcker. Aufführung des Kirchenoratoriums "Die Geburt Christi" von Heinrich von Herzogenberg am 4. Dezember 2022 in St. Margareta, Königswinter-Stieldorf

Selten hat der Einladungstext zu einem Kirchenkonzert besser gepasst als hier für das Kirchenoratorium „Die Geburt Christi“ von Heinrich von Herzogenberg. Eingeladen hatten gemeinsam der Ev. Chor Hangelar-Holzlar und die Kantorei der Ev. Kirchengemeinde Oberkassel-Königswinter zu zwei Konzerten am 3. Dezember letzten Jahres in die große Ev. Kirche in Oberkassel und am 4. Dezember in die Kath. Kirche St. Margareta in Stieldorf, mit Solisten und Orchester – und dies mit großem Erfolg, um es vorwegzunehmen.

Von Herzogenberg … bitte wer? Nach jahrelanger Präsentation von Telemann, Buxtehude oder auch mal Saint-Saëns taucht plötzlich der komponierende Freiherr im – sehr informativ gestalteten – Programmheft auf. Statt des zeilenfüllenden vollen Namens hier nur dies: Geburt 1843 in Graz, Jurist und Philosoph, guter Freund von Johannes Brahms in Wien, ebenso von Philipp Spitta in Leipzig, Professor der Künste in Berlin, katholisch, gleichwohl Meister der evangelischen Kirchenmusik, verstorben 1900 in Wiesbaden – weitgereist und eher universell begabt als „nur“ ein ausgewiesener Komponist.

Wie erklingt nun seine Version des Weihnachtsoratoriums? Nun, der Verfasser dieser Zeilen, Fan von Bach und Verdi, möchte leicht ironisch sagen: „purer Wohlklang“, stets schön und ungebrochen sanglich … Gut, darf das in Zeiten wie diesen nicht auch sein? Ein großes, weit ausladendes Werk, in drei Teilen „Verheißung“, „Erfüllung“ und „Anbetung“ mit insgesamt 34 Einzelnummern in Form von Chorälen, Rezitativen, Zwischenmusiken, Arien und Solopartien. Gerade das „Schöne“ erfordert auch besondere Ausgestaltung, und die lag in besten Händen. Beide Chöre brachten ihre zusammen 90 (!) Stimmen sicher und homogen zur vollen Wirkung, die vier teilweise schon vertrauten Solisten - Elisabeth Menke, Sopran, - Alexandra Thomas, Alt, - Thomas Klose, Tenor, - Frederik Schauhoff, Bariton, überbrachten den Wohlklang und die dezente Dramatik überzeugend im Solo wie im Ensemble, das elf Köpfe starke Orchester meisterte die technischen Ansprüche trotz der anfänglichen Raumkälte bestens, ebenso Christian Jacob, Continuo-Orgel, und Georg Friedrich, Große Orgel. Bettina Ostenrath (beide Konzerte) und Stefanie Ingenhaag (leider nur in Oberkassel) leiteten gemeinsam sicher, schwungvoll und einfühlsam für kleine Unpässlichkeiten – wetter- und erkältungsbedingt – durch das lange und durchweg fordernde Oratorium, eine beachtliche Leistung bei einem neu und zeitaufwändig einstudierten Werk.

Die Zuhörer in beiden stets vollbesetzten Kirchen dankten es mit langem und begeistertem Beifall – niemand dürfte gefroren oder sich gelangweilt haben, denn am Schluss sah man nur in fröhliche und erwärmte Gesichter – Weihnachten!

Holger Weitenhagen